Hans Rott - CD-Rezension

von

Steve Vasta


Aktualisiert am
4. März 2018
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Internationale Hans Rott Gesellschaft
 
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     Hyperion, in seiner typisch kühnen Repertoirewahl, brachte 1989 die erste kommerzielle Einspielung der Symphonie heraus (früher CDA 66366, jetzt im mittleren Preissegment als Helios CDH 55140). Gerhard Samuel interpretiert die Partitur etwas vorsichtig, doch beweist er ein gutes Gespür für den Charakter der verschiedenen Episoden. Einfühlsam moduliert er die Cantabile-Themen, bettet sogar die kräftigeren Passagen in einen fließenden lyrischen Stil ein und läßt so die wuchernden Strukturen logisch erscheinen. Nur die behutsam kontrollierte finale Coda, in der sich der strahlende Klang nicht so triumphierend öffnet wie er sollte, enttäuscht. (War die digitale Technologie nicht dazu gedacht, diese Restriktionen des Klangvolumens zu eliminieren?) Das Cincinnati Philharmonia, ein Studentenensemble mit Sitz im College-Conservatory of Music der Stadt, spielt mit attraktiverem Ton und einem besserem Ensemble als manches dem Namen nach professionelle Orchester im früheren Ostblock. Seine Schwächen liegen in einer gelegentlichen Unsicherheit des Ensembles (im Anfangsthema klingen Horn und Flöten beispielsweise nicht ganz zusammen) und in etwas kraftlosen Streichern (in den Tutti erlaubt es nur das hohe Diskantregister der Violinthemen klar über den Blechbläsern zu stehen). Wenn seitdem andere Dirigenten dieses Musikgebäude mit größerer Sicherheit und Individualität aufführten, erlaubt uns Samuels Politik des Sich-nicht-einmischens dagegen, die Persönlichkeit des Komponisten gleichsam unvermittelt zu hören, wobei er seine intelligente, einfühlsame und wohlkonstruierte Aufführung zu einer guten, allumfassenden Einführung in das Stück macht.

Cincinnati Philharmonia Orchestra
Gerhard Samuel

     Im Großen und Ganzen wagemutiger ist Leif Segerstam, der in seiner Aufnahme von 1992 (Bis CD-563) die Risiken eingeht, die Samuel vermeidet, indem er flexible Tempi anwendet, um eine tiefempfundene, expressive Interpretation zu zeichnen, die - absichtlich oder unabsichtlich - die Erinnerungen an und Vorahnungen auf besser bekannte Komponisten betont. Da ist natürlich Mahler: im schmerzlich-sehnsüchtigen Hornsolo im Trio (Spur 3, 5:04) und im ominösen, “Auferstehungs“ähnlichen Finale (Track 4, 2:36). Nicht unerwartet läßt uns Segerstam auch Sibelius hören in der kühlen, stoischen Größe des Anfangs und im gedämpften, andächtigen Sehr langsam-Choral (doch ähnlich breit gespielt am Ende zerdehnt er den Satz fast über den kritischen Punkt hinaus). Smetanas Blanik blitzt auf im "Spielzeugmarsch" des ersten Satzes, Dvoráks Achte im dunklen „picardischen“ Dreitakt im Finale bei 3:55. Während des ganzen Stückes läßt der Dirigent die Blechbläser in russischer Manier auftreten - glücklicherweise ohne deren Schwankungen! - und erzielt so eine ungewöhnlich brillante Klangfülle. Die Trompeten sind in der Durchführung des ersten Satzes von einer kühnen, metallischen Präsenz; der Horn-Einsatz im Sehr langsam-Choral, für gewöhnlich als Füllsel behandelt, wird hervorgehoben; die Themen der Blechbläser durchschneiden stolz das Gewölbe der zweiten Fuge des Finales. Aber wo solche Detailverliebtheit Segerstams Mahler übertrieben episodisch wiedergibt, ist sein Resultat hier aus einem Guß. Die Höhepunkte des Ecksatzes bilden sich gleichmäßig organisch; das Hauptthema des Finales mit getrageneren Streichern als sonst ist erhebend und positiv. Der Dirigent setzt Rotts ständig erklingendes Triangel klug ein und verwandelt die lärmende finale Zusammenfassung zu einem wahrhaften musikalischen Höhepunkt. Das Norrköping Symphony geht auf Segerstam mit Enthusiasmus und strahlendem Glanz ein. Die Bis-Techniker unterstützen die Neigung der Trompeten zu exzessiverem Glanz, doch werden sie ansonsten dem audiophilen Ruf der Firma gerecht.

Norrköping Symphony Orchestra
Leif Segerstam

Teil 5

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