Aktualisiert
am
4. März 2018 |
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Wie sanftes Blätterrauschen im Wald, von ruhigen
Flöten begleitet, eröffnet ein Violin-Arpeggio Hans Rotts frühe
- und bis zum CD-Zeitalter unerforschte - Symphonie. Durch diese
angedeutete Landschaft ruft leise eine Solotrompete, Fanfarentöne
mischen sich in ihr breites, lyrisches Thema; ein tröstendes
Horn antwortet. Über orgelgleich absteigenden Bässen baut sich
der Orchesterklang in Schichten unerbittlich zu einem Tutti-Höhepunkt
auf und weicht verklingend dem zweiten Thema, einem fließend
wogenden Holzbläser-Choral. |
Mit einer Posaune, die geheimnisvoll das Eröffnungsmotiv
intoniert, beginnt die Durchführung. Klarinetten und Fagotte
nehmen das Motiv in einem Spielzeugmarsch auf, der sich in ein
Orchester-Fugato weiterverwandelt. Das zweite Thema erscheint
unerwartet erneut als ruhiger Blechbläser-Choral, den das Horn
in eine knappe, rätselhafte Passage überleitet. Lebhafte Streicher-Pizzicatos
nehmen wiederum das Motiv auf und begleiten damit eine Trompete,
die das erste Thema neu formuliert. Triolen treiben Tempo und
Spannung an; die Entwicklung erreicht ihren feierlichen Höhepunkt
mit der Wiederkehr des Hauptthemas als stolze Tutti-Hymne.
Rott rundet den Satz geschickt ab, indem er das anscheinend
vergessene zweite Thema in die Coda aufnimmt. |
Ein sanfter A-Dur-Akkord für volles Orchester
ohne Schlaginstrumente leitetet das Sehr langsam ein.
Das Hauptthema, ein Streicher-Choral im Dreivierteltakt, beginnt
ruhig und ehrfürchtig, wird zunehmend sehnsüchtiger und feuriger,
wenn die Bläser nach und nach den Klang orgelgleich verstärken,
bis - beinahe unmerklich - der Choral mit vollem Orchester erklingt.
Nach etwa fünf Minuten wird eine schlichte kleine Coda zu diesem
Thema erreicht, die sich allerdings unerwartet über schwebende
Harmonien in ein weiteres, turbulenteres Tutti weitet.
Eine Reihe kurzer Episoden - ein tastender Horn-Choral, unruhig
pulsierende Klarinetten, ein synkopiertes, sorgfältig als fugato
ausgearbeitetes Streichermotiv - führen zu einem kraftvoll hämmernden
Höhepunkt. Hohe Streichertremolos, von Bläsern gestützt, versuchen
dann einen verminderten Septakkord über einer ostinaten fes-b-Quinte
der Pauken und Pizzicato-Bässe zu halten - wo führt das hin?
Zu einer Überraschung: Ein sanfter "neuer" Choral im Viervierteltakt
- für volle Bläser, obwohl das ungeübte Ohr nur Blechbläser
hört - beendet den Satz in gemessen friedvoller Hingabe. |
Das folgende Scherzo führt uns in unerwartete
Sphären. Ins herzhaft rustikale Hauptthema fährt gebieterisch
eine Fanfare, der die Streicher mit sanfteren Walzeranklängen
antworten. In den Geigen wird daraus, von pochenden Klarinetten
unterstützt, eine verschleierte Walzerbeschwörung, die zum ziemlich
kurzen "offiziellen" Trio führt, das von einer Solovioline
eingeleitet wird. Die Trompeten nehmen das Scherzo-Thema
wieder auf, gleich einer Standardreprise, jedoch in Des- statt
im erwarteten C-Dur; es durchläuft einige rasche chromatische
Verwandlungen und gipfelt in einer markigen Passage für volles
Orchester (Mit aller Kraft). Nach einer weiteren kurzen
Reminiszenz folgt ein gespenstischer Walzer der Solovioline,
die von den Pizzicato-Streichern nur minimal unterstützt wird.
Die folgenden Passagen stellen phantasievoll verschiedene Teile
des Hauptthemas kontrapunktisch nebeneinander; die Bässe beginnen
eine Fuge ("Wild") und schrauben sich immer höher zu
einem Fast-Tutti-Klang. Schließlich führt ein überraschend
zersplittertes, von tiefen Hörnern über standfesten Bässen gespieltes
Thema zu einem rauschenden, beinahe halsbrecherischen Schluß. |
Geheimnisvolle Pizzacato-Bässe eröffnen das strukturell
schwer einzuordnende Finale. Nach einer Reminiszenz von Motiven
aus den früheren Sätzen à la Beethovens Neunter, intoniert die
Oboe ein klagendes Thema, das in den anderen Holzbläsern fugato
ausgearbeitet wird, woraus sich ein grandioser Höhepunkt aufbaut,
wenn Fanfaren auf bronzenen Hörnern erschallen. Nun singen die
Streicher eine breite, aufsteigende Melodie zu einer pulsierenden
Begleitung; die schweren Blechbläser intonieren darauf pianopianissimo
einen Choral, über Streichertremolos. Die komplette Episodenfolge
bildet in der Tat eine ausgedehnte Introduktion für das Hauptanliegen
des Satzes: ein affirmatives Streicherthema über kräftig schreitenden
Bässen, im Tutti stolz wiederholt. In der folgenden Etwas
belebter-Passage unterbrechen seltsame Punktierungen in
den Blechbläsern die kräftigen Figurationen der Streicher, übernehmen
bald unheilverkündend die Führung und leiten einen Tutti-Choral
ein, der mit Streichern und Hörnern in raschem, fanfarenähnlichem
Kontrapunkt aufflammt. Nach einer dick unterstrichenen "Halbkadenz"
in H, beginnen die Hörner, angetrieben von schnarrenden Bässen,
leise eine Fuge über das kräftige Hauptthema, welches, von kurzen
martialischen Ausbrüchen unterbrochen, den Großteil des restlichen
Satzes trägt. Fließend wogende Hornakkorde gewähren kurzen Aufschub
vor der finalen Zusammenfassung; die Coda, die das Kadenzmotiv
des ersten Satzes einschließt, führt uns zum Anfang zurück. |
Teil 2
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